Guten Abend
Ich möchte meine Originalfelgen restaurieren, d.h. alter Belag weg, neuer Belag aufbauen.
Lackentfernung: was ist die beste Methode für diese Teile?sandstrahlen?ablaugen?andere Methode? welche?
Neuer Aufbau: was ist die beste Methode für diese Teile?glavanisch verzinken?spritzverzinken?normal grundieren + Decklack
Lacktyp:1K einbrennlackieren?2K einbrennlackieren?pulverbeschichten?
Vielen Dank für Tipps!
Hi Bruno! Wenn du die Felgen gut restaurieren willst, und zwar so daß sie über lange Zeit auch rostfrei bleiben, dann...
a) keinesfalls Pulverbeschichten. Warum? Weil diese Beschichtung keine innige Verbindung eingeht mit dem Stahl der Felgen. Sie sieht zwar im ersten Augenblick super schön aus, aber nach einiger Zeit wird das Material spröde, löst sich von der Stahlfläche, reißt manchmal ein und dann beginnt darunter der Rostfraß. Oder es beginnt auch so zu rosten, dann drückt die Korrosion die Beschichtung weg vom Stahl und der Rostfraß geht hurtig weiter unter der offensichtlich intakten Beschichtung, bis daß diese dann endgültig an einer Kante oder anderer exponierter Stelle aufreißt. Dann ist der Schaden aber bereits weit fortgeschritten....
b) bessere Variante ist....gründlich Sandstrahlen. Je nach Zustand- bei starkem Rostbefall -zuerst mit Karborundum Strahlmittel, damit wird auch starke Korrosion zuverlässig entfernt. Bei leichtem Rostbefall, oder wenn es nur um das Entfernen vom alten Lack geht, mit Glasperl-Strahlmaterial. Korngrößen etwa 150 bis 250 my. Unmittelbar danach- bevor noch die Luftfeuchtigkeit wieder neuen Rost verursachen kann -sollte die Felge bzw. der Stahlteil sofort mit gutem Epoxygrund gespritzt werden. Die Marke ist weniger wichtig, wichtig ist nur daß eine homogene Lackschicht aufgebracht wird, sparsam spritzlackieren, aber dennoch auch auf alle Flächen und ohne daß sich sog. Tränen bilden. Zweckmäßigerweise gleich eine hellgraue Farbe wählen. Dieser Job sollte in einem geschlossenen Raum, zumindest bei etwa 15 bis 20 °C, je höher desto besser, gemacht werden.
Nach ausreichender Trocknungszeit, meist reicht da ein Tag, den/die Teile mit 2K-Autolack spritzlackieren. Und in jede abgemischte Partie ( meist ca. ein halber Becher der Spritzpistole) des Lacks zwei, drei Tropfen eines Silicon-Neutralisierers mitmischen. Es empfiehlt sich in jedem Fall, sich recht genau an die empfohlenen Mischverhältnisse zu halten, dann wird deine Arbeit ein zufriedenstellendes Ergebnis sein.
Es ist ja so, daß die Felgen sehr oft eher rauher Behandlung ausgesetzt sind. Sei es daß das Rad am Randstein anstreift und da einiges an Lack abgescheuert wird, sei es daß der Führungsdorn der Reifenmontiermaschine vielleicht schon einige Kratzer aufweist oder daß die Spreizklemmen zu stark gegen die Felge drücken und dabei die Lackierung durchdrücken....es ist also ratsam, sich eine halbe Dose des Felgenlackes und auch noch etwas vom Härter aufzuheben, um später auftretende kleine Schäden mit dem Pinselchen ausbessern zu können.
Einbrennlackierungen, 1K-Lacke, evtl. Kunstharzlack oder ähnliche Varianten....alles nicht notwendig, vergiß es!
c) die sicherlich allerbeste Variante ist wenn die Felge nach dem Sandstrahlen zusätzlich noch Spritzverzinkt wird. Habe ich bei VW-Transporterfelgen machen lassen. Lackiervorgang wie oben beschrieben. Sahen noch nach Jahren wie neu aus!
Gutes Gelingen, Grüße...
Guten Morgen Michael
Vielen Dank für die ausfühliche Beschreibung. Das hilft mir sehr.
Gelten diese Behandlungshinweise auch für Carosserieteile?
Ich wünsche dir geruhsame Festtage und einen guten Start ins neue Jahr.
Danke & Gruss
Bruno
Freut mich Bruno, danke für deine Worte!
Nun ja, grundsätzlich gelten die beschriebenen Arbeits-Vorgänge ebenso für die Teile der Karosserie gleichermaßen. Es ist bloß so, daß mit Blechteilen sehr vorsichtig umgegangen werden sollte. Und zwar deshalb, weil sich diese sehr leicht "Verziehen" beim Sandstrahlen. Ich meine damit, daß man hier sehr schnell Beulen in eine vordem glatte Blechfläche hineinbekommt, die danach fast nicht mehr ausgerichtet werden können. Das passiert deshalb, weil das Strahlgut mit ziemlicher Kraft auf das Blech trifft. Dabei ensteht aber auf diesem Fleck Hitze im Blech. Diese Hitze, konzentriert auf eben den einen Fleck bewirkt daß sich das Blech zu dehnen beginnt. Es kann aber nicht frei dehnen, denn irgendwo gibt es einen Falz, eine gewinkelte Kante oder eine andere Verstärkung, deshalb muss sich das Blech ausbeulen, es kann gar nicht anders.
Damit so etwas gar nicht passieren kann, muß mit Blechen so umgegangen werden, daß zum einen mit geschroteten Nußschalen oder ähnlichen weichem Strahlgut gestrahlt wird, zum andern nicht länger als ein, zwei Sekunden auf den gleichen Fleck gehalten wird. In so einem Falle, wenn man also sehr aufpaßt, kann auch mit Karborundum-Granulat gestrahlt werden, mit reduziertem Druck jedenfalls.Je großflächiger gestrahlt wird, umso besser. Wenn der Blechteil keine versteckten Hohlräume hat, doppelte Blechüberlappungen oder dergleichen, sondern nur einfache geprägte Bleche wie z.B. der Unterfahrschutz beim Haflinger, dann ist auch das Ablaugen eine empfehlenswerte Möglichkeit.
Allerdings sehe ich beim Puch-Haflinger weiters keinen Blechteil, der nicht den einen oder anderen angeschweißten ( Punktgeschweißt ) zusätzlichen Blechteil hätte: die Frontmaske hat am oberen Rand einen Verstärkungs-Rohrbogen, und an der unteren Kante ein Versteifungsprofil, die Plattform hat die hohlen Randversteifungen, die Längsvertärkungen unter den vorderen Sitzen, der Batteriekastendeckel hat die Scharniere und beim Verschluß auch ein Verstärkungsplättchen, die Seitenwände haben hohle Verstärkungen ringsherum usw.
Ich habe seinerzeit bei meinem 700AP fast alle Blechteile erneuern müssen, da hoffnungslos verrottet gewesen, auch die Plattform ( noch eine der letzten Originalen aufgetrieben ) Habe wie beschrieben, alles sandstrahlen und danach spritzverzinken lassen. Danach -gemäß Angabe in der Wagenstammkarte -alles in "Polizeigrün", wie damals üblich bei Polizeifahrzeugen in A, neu lackiert. Als Lack habe ich 2K Lack, Fabrikat Herberts, genommen. Wollte zuerst den Job besonders gut ausführen und habe ein paar Teile mit 2K-Industrielack Fabrikat Rust-O-Leum lackiert. Es ist bloß so, daß hier ein Abstimmen des Farbtons fast nicht möglich ist, da solches gar nicht vorgesehen ist.
An sich ist aber dieser Industrielack sehr gut, extrem haltbar und schlagfest. Allerdings etwas umständlicher zu verarbeiten da eher zäh beim Spritzen. Also besser handelsüblicher 2K-Autolack!
Solltest du also auch Blechteile beim Haflinger neu lackieren, noch ein Tip: nach Abschluß der Arbeiten, aber noch vor der Montage, alle Hohlräume, aber wirklich ALLE, gut mit Hohlraumschutzwachs ( evtl. von Fa. Korrosionsschutzdepot, oder Fa. Mike-Sanders) oder auch Seilfett ausspritzen, und zwar so daß das Material wirklich aus allen Löchern wieder herausläuft. Bin damals, vor etwa 10 Jahren bei meinem Haflinger vorgegangen, bis heute keine Spur von irgendwelcher Korrosion....
Grüße, schönen Weihnachtsabend! Michael J.
Lieber Michael
Vielen Dank für Deine ausführliche Beschreibung mit den Vor- und Nachteilen. Ich werden zu gegebener Zeit gerne darauf zugreifen. Die Infos habe ich bei mir abgelegt.
Ich wünsch Dir geruhsame Festtage und einen guten Start ins neue Jahr. Vielleich sieht man sich mal an einem Haflingertreffen!